< Premiere der Schultheater-Produktion "Isabella, drei Karavellen und ein Scharlatan"
14.04.2019 16:36 Alter: 5 yrs
Kategorie: Exkursionen, Latein, Projekte, Veranstaltungen

„Jugend übersetzt – Latein und Griechisch“ in Kärnten/Cap Wörth vom 8. bis 12. Apri 2019


Valentin Paluselli, 7bn

Die Vorarlberger TeilnehmerInnen und ihr Begleitlehrer Florian Bassa

Amphitheater von Virunum

Gefundene Darstellungen über die Verwendung der Arena

Kirche von Maria Saal

Wappensaal Klagenfurts

Basilius-Kathedrale im Minimundus (Maßstab 1:25)

Zu nächtlicher Stunde machte sich das „Bildungsbürgertum“ aus Vorarlberg am Montag, den 8. April auf den siebenstündigen Weg nach „Carinthia“, um sich dort mit „Latein - & Griechischcracks“ aus ganz Österreich in einer (inkorrekterweise) „Lateinolympiade“ genannten Veranstaltung zu messen.

Die Delegation aus Vorarlberg bestand aus einer Schülerin und einem Schüler des BG Lustenaus und Valentin Paluselli vom BORG Egg. Nach der Zug - & Busfahrt, nach der wir uns fühlten wie Hannibal nach der Überquerung der Alpen, erwarteten uns in Velden am Wörthersee erste „Exercitationes et lectiones“, also Autorentexte, die dann in drei Gruppen übersetzt wurden. Dazu wurden die SchülerInnen in die Gruppen Langlatein, Kurzlatein und Griechisch eingeteilt.

Um die Region kennenzulernen, übersetzten die Mitglieder der Gruppen Kurzlatein zunächst Texte zu der Region Kärnten und zur Entstehung des Wörthersees, um die Figur des „Wörtherseemandls“, welches der Sage nach den Wörthersee als Folge seiner Empörung über die unfrommen Christen der Region schuf. Auch erfuhren wir, dass der See seinen Namen dem Wort „Werd“, welches „Insel“ bedeutet verdankt, da im See eine Halbinsel liegt.

Am nächsten Tag begannen die Übungen bereits um neun Uhr, und es wurden in den zwei je eineinhalb Stunden langen Einheiten „Nuntii Latini“ (lateinische Nachrichten) übersetzt und später Werke Vergils entschlüsselt. Nachmittags fand eine Exkursion statt und wir sahen die „Arena Virunum“, welche unter anderem Hinrichtungen und Tierkämpfe vom Ende des ersten Jahrhunderts bis ins frühe vierte Jahrhundert nach Christus beherbergte, was entsprechende Einschriften beweisen.

Mit ihrer langelliptischen Form ist das Amphitheater in „Noricum“ einzigartig und nur in Nordafrika konnte eine weitere Arena ähnlicher Form ausgegraben werden, so erklärte uns ein bei der Ausgrabung beteiligter Archäologe. Später besichtigten wir auch das „Prunnerkreuz“ und die Kirche von Maria Saal, auf welchen Grabinschriften aus der Zeit der dortigen römischen Siedlung angebracht sind. Etwa finden sich dort Abbildungen von römischen Kutschen oder auch eine Interpretation der Schleifung des Hektors.

Auch der darauffolgende Tag begann früh und drei Stunden lang wurden etwa Texte Senecas, welche von Zorn und der Ruhe handeln, oder auch medizinische Tipps von Celsus übersetzt. Nach dem Mittagessen liefen die SchülerInnen nach Velden, wo uns ein Schiff erwartete, mit dem wir dann den westlichen Teil des Wörthersees befuhren. Zeus meinte es gut mit uns und, anders als Anflüge von Langeweile, zogen keine Regenwolken auf und trocken stürzten wir uns in die finale Übersetzungseinheit.

Dabei wurden Schriften Ovids aus seiner „Tristia“, die er während seines Exils am Schwarzen Meer schrieb,  übersetzt. Ovid schrieb beispielsweise von der Traurigkeit, die ihn „in diesen entlegensten Gebieten“ und in Abwesenheit seiner Frau und seiner Freunde überfiel. Nach teils intensiven abendlichen Diskussionen, die für eine etwa halbstündige Überziehung der Unterrichtszeit verantwortlich war, über die richtige Interpretation der Zeilen des Ovids und die korrekte Übersetzung „konjunktivistischer Relativsätze“, wurde den TeilnehmerInnen des Wettbewerbs ein äußerst unterhaltsames Kabarett dargeboten, im Zuge dessen Latein und Griechisch scherzeshalber als „Hämorrhoiden der Bildung“ bezeichnet wurden. Der Kabarettist verspottete etwa, ähnlich einem römischen Epigramm, diverse Bevölkerungsgruppen, was der Ablenkung aller Anwesenden dienen sollte, in Anbetracht der am nächsten Tag anstehenden Klausuren.

Die Freude stand allen TeilnehmerInnen am Morgen des Donnerstags ins Gesicht geschrieben, als sie sich in die Prüfungsräume begaben und dann während der 100-minütigen Klausur sich die zu übersetzenden Texte zu Gemüte führten. Die Gruppe Kurzlatein durfte den vor Glorifizierung des Christentums strotzenden Text über die Namensherkunft der Kirche Santa Maria in Aracoeli übersetzen und interpretieren. Einigen glücklichen LehrerInnen wurde daraufhin die Freude zuteil, die Texte zu korrigieren und zu beurteilen, während alle anderen nach einer Pause durch die Stadt Klagenfurt geführt wurden und den Miniaturenpark Minimundus besichtigten.

Am Freitag wurden wir im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung, der jedoch eher ein schönes Zimmer mit wenigen Spiegelchen war, empfangen. Dort wurden wir von einem Chor begrüßt und die Stellvertreterin des praeses regionis carinthiae meinte, sie müsse ihre Latein – & Griechischkenntisse unter Beweis stellen, was ihr natürlich bravourös gelang. Der Chor führte etwa auch den Klassiker Mamma Mia als „Mamma Mea“ auf, was die Lebendigkeit der totgeglaubten Sprache eindrucksvoll bekräftigte.

Bevor die SiegerInnen bekannt gegeben wurden, bot uns die Theatergruppe des BG Tanzenberg eine eindrucksvolle Aufführung mit dem Namen "Homo Deus" dar, deren Höhepunkt die Aussage „Gott ist tot“ war, die jeden Nietzsche-Enthusiasten in den siebten Himmel (übrigens stammt dieser Ausdruck – ganz im Zeichen der Woche – von Aristoteles) befördert. Die Siegerinnen – und Siegerehrung verlief zwar für Vorarlbergs Delegation durch und durch erfolglos, allerdings wurde diese Enttäuschung durch ein wunderbares Buffet - selbstverständlich auf Einladung der Landesregierung – ausgeglichen und eine hannibalische Reise später fanden wir uns in vertrauter Umgebung wieder.

Trotz scheinbarer Vergeblichkeit der Reise, war es dennoch ein Erlebnis mit beinahe kathartischer Wirkung, zumal eine Reinigung von den negativen Gefühlen der „Nutzlosigkeit“ der „alten“ Sprachen sofort verflogen und auch die Behauptung unseres Lateinprofessors, dem ich an dieser Stelle herzlich für meine Begeisterung für die Sprache Latein danken will, dass Latein eben keine „tote“ Sprache sei, konnte durch die zahlreichen lebhaften Diskussionen dieser Woche eindrucksvoll bewiesen werden. (Valentin Paluselli, 7bn)